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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 57

1880 - Halle : Anton
57 hohe Thurm mit wohl 8 — 10 Fuß dicken Mauern. Auf ihm wohnte der Burgwart, der nach den in der Ferne kommenden Feinden oder Gästen ausschauen und sie ankündigen mußte; hierher zogen sich auch die Burgbewohner zurück, wenn die Burg erstürmt wurde; der Thurm war ihr letzter Zufluchtsort. 3. Das Leben des Ritters auf seinerburg war im ganzen einsam und einförmig. Wenn ihn der Krieg nicht in Anspruch nahm, so beschäftigte er sich mit Verwaltung seiner Güter, mit Waffenübung oder Jagd. Hin und wieder kam wohl auch ein Gast, der dann mit großer Freundlichkeit aufgenommen wurde, denn öffentliche Herbergen gab es zumeist nur in den Städten. Nachdem derselbe im Burghofe vom Rosse gestiegen, wurde er im Saale begrüßt. Hierauf entledigte man ihn seiner schweren Rüstung und reichte ihm aus der Kleiderkammer einen frischen reinlichen Anzug. Alsdann wurde ihm ein Labetrunk geboten und ein Bad bereitet. Bei der Mahlzeit räumte man ihm den Ehrenplatz, dem Sitz des Hausherrn gegenüber, ein. An seine Seite setzte sich die Burgsrau oder ein Edelfräulein, um ihm die Speifen vorzulegen und den Becher zu kredenzen. Des Abends ward er zur Ruhe in seine Kammer geführt. Abwechslung brachte auch hin und wieder ein Festgelag, wobei manch seltenes und künstliches Gericht aufgetischt wurde, während die Speisen an gewöhnlichen Tagen nur einfach zubereitet waren. Die Essender/ mußten sich freilich mit Löffel und Messer begnügen, denn Gabeln gab es damals noch nicht. Getrunken wurde bei Aermereu Bier, bei Reicheren Wein, in den man noch allerlei Gewürz gethan hatte. Mit kleinen Trinkgefäßen gab man sich aber nicht ab; die in jener Zeit gebräuchlichen Humpen faßten lx/2 bis 2 Maß. Während so der wohlhabende Ritter auf seiner eigenen Burg hauste, zogen arme von Burg zu Burg und nahmen die Gastfreundschaft jener in Anspruch. Junge Ritter zogen wohl oft auch auf Abenteuer aus, um sich Ruhm und Beute zu erwerben. Solche Ritter ohne festen Wohnsitz nannte man „fahrende" (— umherziehende) Ritter. 4. Die Hauptbeschäftigung des Ritters war Krieg und Fehde. Zu diesem Zwecke hüllte er den ganzen Leib in ein eng anschließendes aus Stahlringen geflochtenes Gewand, den Panzer oder Harnisch. Darüber fiel ein reich gestickter W appenr o ck. Das Haupt deckte der Helm; an ihm befand sich das Visir, welches zum Schutz des Gesichts herabgelassen ward und den Augen nur einen schmalen Durchblick ließ. Der dreieckige Schild diente zur Vertheidigung; er ward am linken Arme getragen; zum Angriffe dagegen brauchte man die Lanze und das Schwert. Auf dem Helme prangte das Wappenzeichen, das auch auf den Schild gemalt und auf den Rock in Gold und Silber und bunten Farben gestickt war. 5. Bis zum 7. Jahre wuchs der künftige Ritter unter der Pflege der Frauen im elterlichenhaufe auf. Dann wurde er zur Erziehung in d^as Schloß eines andern geachteten Ritters gebracht. Als Edelknabe oder Bube oder Page lernte er

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 60

1880 - Halle : Anton
60 Lebensregel, welche von einem berühmten und hervorragenden Abte aufgestellt worden war. Diejenigen, welche nach der Regel des heiligen Benedict lebten, hießen Benedictinermönche; die, welche sich nach den Borschriften des heiligen Bernhard richteten, nannten sich Bernhardinermönche. Benedictiner undbernhardiner waren die beiden wichtig st enmönchsordenindensrüherenjahrhunderte n. — Alle Mönche aber, mochten sie nun einem Orden angehören, welchem sie wollten, verpflichteten sich zu einem Leben in Armuth und Keuschheit und zu blindem, d. H. unbedingtem Gehorsam gegenüber ihren Oberen. 3. Anfangs haben dieklö st er segensreichgewirkt. Kranke und Arme wurden in ihnen verpflegt; Pilger und Wanderer fanden bei den Mönchen gastliche Aufnahme, und das war um so willkommener, je mehr es zu jener Zeit an eigentlichen Gasthäusern noch fehlte. Mit den Klöstern waren Schulen verbunden, in denen die Mönche für Erziehung und Unterricht sorgten. Freilich Volksschulen im heutigen Sinne waren diese Klosterschulen nicht; sie standen nicht der gesammten Jugend offen, sondern hauptsächlich nur denen, welche Mönche und Geistliche werden wollten; aber dennoch haben sie in jenen Zeiten großen Segen gestiftet. — Neben dem Gebet und den gottesdienstlichen Uebungen widmeten die Klosterbewohner ihre Zeit und Kraft auch dem Anbau des umliegenden Landes; sie machten die Gegend um ^das Kloster herum urbar, schufen Wälder und Haiden in blühendes Ackerland um und gaben damit auch andern ein gutes Beispiel. — Und in jenen rauhen Zeiten, in denen die Ritter und selbst die Bewohner der Städte das Schwert nur selten aus der Hand legten oder legen dursten, da waren es wiederum die Mönche, welche in ihrer stillen Zelle Ruhe und Zeit genug fanden, um auch die Wissenschaft zu pflegen. Mit staunens-werthem Fleiße sorgten sie namentlich für Vervielfältigung der Bücher durch kunstvolles Abschreiben, denn die Buchdruckerkunst kannte man damals noch nicht; auch haben sie selbst alles aufgeschrieben, was zu ihren Zeiten geschehen ist und wie es damals in unserm Vaterlande aussah, so daß wir uns nun leicht mit unserem Geiste in jene Jahrhunderte zurückversetzen können. 4. In der späteren Zeit wuchs die Zahl der Klöster ungeheuer. Eine Menge arbeitskräftiger Leute, die der Welt gar wohl hätten nützen können, entzogen sich ihr und verbrachten ihr Leben in trägem Nichtsthun. — Durch die Freigebigkeit der Fürsten und durch Schenkungen frommer Männer und Frauen, die sich dadurch ein besonderes Verdienst erwerben wollten, gelangten die Klöster allmählich zu großem Reichthum. Am günstigsten war dazu die Zeit der Kreuzzüge. Die Adligen, welche die Kosten zum Zuge nach dem fernen Lande nicht zusammen bringen konnten, verkauften ihre Güter wohlfeil an ein Kloster oder liehen von ihm Geld auf dieselben. Kehrten sie nicht wieder zurück oder konnten sie nach ihrer Rückkehr die Schuld nicht abtragen, so blieb das Gut in den Händen des Klosters. Freilich gehörte zu den Klostergelübden auch das der Armuth, allein man hals sich auf bequeme Weise darüber hinweg,

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 62

1880 - Halle : Anton
62 Straße zu. Die oberen Stockwerke ragten nicht selten über das Erdgeschoß vor und bildeten so nach der Straße zu einen förmlichen verdeckten Gang, der auf Säulen ruhte. Zierliche Erker sprangen noch weiter hervor und verengten die Gassen noch mehr, so daß von oben kaum das Licht hereinfallen konnte. Gern auch verzierte man die Außenseite der Hauser mit frommen Sprächen und allerlei Schnitzwerk, sowie die Ecken und Nischen mit Bildern aus Holz oder Stein. Auch das Innere der Häuser war noch nicht so bequem eingerichtet als heute. Der Fußboden der Wohnungen war ungedielt; er bestand aus festgeschlagenem Lehm, den man zu größerer Behaglichkeit mit Stroh bestreute; zu Festeszeiten oder wenn man Besuch erwartete, wurde das alte Stroh entfernt und frisches gestreut. (Darum pflegt man heute noch, wenn ein Strohhalm aus dem Fußboden liegt, hie und da scherzweise zu sagen: Es kommt Besuch.) — Einfache, kunstlos gearbeitete Tische, Stühle und Bänke bildeten das Stubengeräth. Oefen wie heute gab es damals nicht; im ganzen Hanfe war nur ein einziger Kamin, um dessen Feuer man sich bei kaltem Wetter setzte, um sich zu wärmen. Ebensowenig kannte man unsere jetzigen Oellampen; statt ihrer benutzte man kienige Holzspäne, die in ein Loch der Mauer geklemmt wurden. 2. Die Bewohner der Städte waren theils Halbfreie, die dem Oberherrn der Stadt Abgaben zahlen und Dienste leisten mußten, theils wirkliche Freie und Adlige. Jene Halbfreien bildeten die gemeinen Bürger oder die niedere Bürgerschaft. Die Städte besaßen gewöhnlich außerhalb ihrer eigentlichen Mauern noch ein gewisses um dieselben herumliegendes Gebiet, das durch Pfähle abgegrenzt war. An der Grenze dieses Gebiets war das „geweihte Bild" des Ortsheiligen ausgestellt. Den Raum zwischen der Stadtmauer und den Grenzpfählen nannte man darum auch selbst „das Weichbild". Die in dem Weich bilde, also zwischen Stadtmauer und Grenzpfählen Wohnenden hießen Pfahlbürger. Sie lebten vorzugsweise von ländlicher Beschäftigung; sie brauchten nicht alle Lasten der Stadt zu tragen; dafür nahmen sie aber auch nicht an allen städtischen Rechten theil. — Die geringen Handwerker in der Stadt trugen nicht volle Rüstung, sondern warenblos mit einem Spieß bewaffnet; man nannte sie deshalb Spießbürger.— Pfahl - und Spießbürger wurden von den Uebrigen mit einer gewissen Geringschätzung angesehen; am Ende wurden beide Namen Schimpfworte. _ Die vornehmsten und reichsten Bürger bildeten den Adel der Stadt oder die Patrizier. Sie allein maßten sich das Recht an, die Verwaltung zu leiten und das Regiment zu führen; aus ihrer Mitte wurde der Magistrat gewählt, an dessen Spitze der Bürgermeister stanb. Die übrigen Bürger hatten anfangs an der stäbtischen Verwaltung keinen Theil; erst später erlangten sie, freilich oft erst unter harten Kämpfen, gleiches Recht mit den Patriziern.

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 56

1880 - Halle : Anton
56 so befehle ich meinen Geist in deine Händedann kniete er nieder. Mit dem Rufe: „O Mutter, Mutter, welches Leid bereite ich bir!" empfing er den Todesstreich. In diesem Augenblicke stieß, wie die Sage erzählt, ein Adler herab, tauchte feilten Flügel in das Blut und schwang sich wieder empor. Friedrich von Baden theilte des Freundes Schicksal. So wurde Konrad in 1268 zu Neapel enthauptet: das Haus der Hohenstaufen war erloschen. Xi. Werfmnisse und Zustände im Mittelatter. i. Das Ritterwesen. 1. Anfangs bestanden die Heere größtenteils nur aus Fußgängern. Wegen der theuren Rüstung konnten nur die Reichen und Vornehmen zu Pferde bienen. Der Dienst zu Pferbe gab barum ein befonberes Ansehen ; die Reiter ober Ritter fonberten sich von dem gemeinen Fußvolke ab und bilbeten allmählich einen besonbern Stanb, den Ritterstanb. 2. Die Wohnung des Ritters war bic Burg (— sie sollte ihn vor dem Feinde „bergen" —). Entweber stanb sie auf steiler, schwer zugänglicher Höhe (— Höhenburgen) ober auf ebenem Lande; im letzteren Falle war sie durch breite Wassergräben und Teiche qe-schützt (— Wasserburgen). Zu äußerst um die Burg herum lief eine Mauer; zwischen zwei niedrigen und etwas vorstehenden Thürmen war der Thoreingang angebracht. Durch dieses Thor gelangte man auf den Zwinger; das war ein Hof, auf dem sich die Wirthschafts- und Stallgebäude befanden. Zwischen dem Zwinger und der eigentlichen Burg lief rund um die letztere ein tiefer Graben; über denselben führte die Zugbrücke; sie konnte durch Ketten herabgelassen und heraufgezogen werden. Hatte man auf der herabgelassenen Brücke den Graben überschritten, so kam man durch eine Pforte in den eigentlichen Burghof, welcher mit einem Rasenplatz, einem Brunnen und einer Linde, dem Lieblingsbaum des deutschen Bolkes, geschmückt war. Dieser innere Hos wurde von den eigentlichen Burggebäuden umschlossen. Die wichtigsten derselben waren das Herrenhaus, das Frauenhaus und der hohe Wartthurm. In dem Herrenhaus befand sich vornehmlich der große Saal. Hier wurden Festlichkeiten abgehalten und Gäste empfangen. Bei festlichen Gelegenheiten belegte man ihn mit Teppichen und beschlug feine Wänbe mit Tapeten. In der Blüthenzeit bestreute man den Fußboben auch mit Blumen, sonst mit Binsen. An den Wänben hin zogen sich breite Bänke, auf welchen Matratzen und Feberkiffen lagen. — Im Frauenhause befanben sich bic Stuben und Kammern für die Hausfrau und für die Mägbe. — Das Wichtigste an der ganzen Burg aber war der

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 33

1880 - Halle : Anton
33 beleidigt glaubte, so suchte er nicht bei dem verordneten Richter Hilfe, sondern verschaffte sich mit dem Schwerte in der Faust selbst sein Recht. Mit der 'zunehmenden innern Unordnung bildete sich so allmählich der Zustand des Faustrechts aus. Dabei erging es den gemeinen freien Leuten auf dem Lande am übelsten. Die großen Herren nahmen sich in ihren Kämpfen und Fehden nicht die Mühe, das Eigenthum derselben zu schonen. Die Saaten des Landmanns wurden von den Hufen der Pferde zertreten, ja Haus und Hof wurde nicht selten ein Raub der Flammen. Noch größeren Schaden brachten die Raubzüge der Normannen, Slaven und Ungarn: bei dem Mangel an festen Städten, in die sie sich hätten flüchten können, waren die Landbewohner der Raub- und Mordlust der wilden Feinde wehrlos preisgegeben. Nicht wenig drückend war für die nicht reich begüterten gemeinen Freien auch die Last des Heerbanns, d. h. die Pflicht, zur Kriegszeit dem Rufe des Königs zu folgen und das Baterland zu vertheidigen. Sold gab es nicht; dazu mußte jeder sich selbst bewaffnen und für feinen Unterhalt im Felde sorgen, und bei der langen Abwesenheit von Haus und Hos ging es daheim mit der Wirthschaft mehr und mehr rückwärts. Diese Uebelstände veranlaßten gar viele Freie, ihre Freiheit auszugeben und Leibeigene eines Ritters oder eines Klosters zu werden; denn nun mußte ihr Herr für ihren Schutz sorgen, und am Kriege brauchten sie auch nicht mehr thei(zunehmen, da ja nur Freie zum Waffendienst berechtigt und verpflichtet waren. Und wenn andre auch nicht gerade ganz und gar ihre Freiheit dahin geben mochten, so begaben sie sich doch wenigstens in den Schutz eines Ritters oder Klosters, leisteten dafür allerlei Dienste und Abgaben und wurden damit Halbfreie. Durch die Fehden der Ritter, durch die Raubz üge der Feinde und durch den beschwerlichen Heerbann wurde somit die Zahl der Freien vermindert; der Stand der freien Bauern und Bürger sank; Geistlichkeit und Adel gewannen die meiste Bedeutung. Unter dem letzten deutschen Karolinger, Ludwig dem Kinde, wurden diese Zustände immer schlimmer. Der Tod des Vaters hob den siebenjährigen Knaben aus den Thron; kaum 18 Jahre alt, starb er schon. Wohl durfte man damals klagen: „Wehe dem Lande, deß König ein Kind ist!" Mit Ludwig dem Kinde erlosch 911 das Karolingergeschlecht in Deutschland. Vii. Heinrich I. 1. Nach dem Ans sterben der Karolinger wählten die deutschen Fürsten den Frankenherzog Konrad zum König. Er regierte als Konrad I- von 911— 918. Umsonst war er be- 3

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 2

1880 - Halle : Anton
2 Von den Kelten wurden unsre Vorfahren „Germanen", d. H. „Nachbarn" genannt. Andre freilich leiten diesen Namen von „Ger", d. H. „Speer" ab, so daß Germanen oder dann eigentlich Germannen „Speermänner" bedeuten würde. Sie selbst nannten sich später „Deutsche", d.h. „Volk". Erst im 10. Jahrhundert aber ist dieser Name aufgekommen; Otto I. heißt zuerst urkundlich „König der Deutschen." 4. Die alten Deutschen zeichneten sich durch hohenwuchs, blaue Augen, röthlich-blondes Haar und weiße reinehaut-färbe vor andern Völkern aus. Sie kleideten sich in Pelze und in Gewänder aus gewebten Stoffen. Alle trugen sie einen Mantel aus Thierfellen oder Leinwand, auf der linken Schulter mit einer Spange oder, wenn es daran fehlte, mit einem Dorn zusammengehalten. Der Arme begnügte sich mit diesem Kleidungsstück. Der Wohlhabende dagegen trug einen kurzen, anliegenden Rock, über den dann ein Mantel aus Fellen oder Pelzen geworfen wurde. Die weibliche Tracht war von der männlichen nicht verschieden; nur hüllten sich die Frauen häufiger in leinene Gewänder, welche Schulter und Arme nackt ließen und die mit bunten Streifen verziert waren. — Bei Männern und Frauen wallte das Haar in üppiger Fülle über die Schultern lang hernieder; der Bart wurde voll getragen; dem unfreien Manne wurde beides geschoren. Abgesondert und zerstreut siedelten sich die Germanen an, wo gerade ein Quell, ein Fluß oder ein Gehölz sie dazu einlud. In die Mitte ihrer Besitzung bauten sie aus unbehauenen Baumstämmen und Lehm die Hütte, deckten sie mit Rohr oder Stroh und übertünchten sie hie und da mit glänzender weißer Erde. Im Winter suchten wohl auch viele in Erdhöhle« Schutz vor der Kälte. Die ganze Besitzung wurde eingehegt oder eingefriedigt, d. H. mit Pfahlwerk umgeben. Sie war des Deutschen unverletzliches Heiligthum; er duldete nicht, daß ihm jemand unbefugter Weise „in’8 Gehege" kam und betrachtete jedes unberechtigte Eindringen als Friedensbruch. Eine Anzahl solcher Einzelbesitzungen bildeten einen Weiler oder ein Dorf. Ein solches altdeutsches Dorf bestand demnach nicht aus zusammenhängenden Gassen, sondern aus einer Menge vereinzelter, auf weiter Fläche zerstreuter Höfe. Alle zu einem Volksstamme gehörigen Dorfgemeinden bildeten einen Gau. Der Gau war mithin die vom ganzenvolks-ftamme bewohnte Landschaft. 5. Ein römischer Kaiser (Titus) urtheilte über unsere Vorfahren: „Groß sind die Leiber der Germanen, aber größer noch ihre Seelen." Muth und Tapferkeit, Freiheitssinn und Vaterlandsliebe, Treue und Gastfreundschaft waren die lobenswerthen Eigenschaften der alten Deutschen. Gastlicher Bewirthung über-

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 3

1880 - Halle : Anton
3 ließ sich kein Volk maßloser; jemandem Obdach verweigern, galt als Frevel; jeder bewirthete nach Möglichkeit; war der Vorrath im eigenen Hause aufgezehrt, so führte er den Gast ohne Anstand zum Nachbar, bei welchem beide gleich freundliche Aufnahme fanden. Besondere Achtung genoß das Weib; in ihm sah man etwas Heiliges und Gottverwandtes; seinem Rathe wurde gefolgt, seinem Ausspruche gehorcht. Vielweiberei war bei den alten Germanen nicht üblich. Die Ehe galt heilig; durch sie wurde das Weib die „Frau", d. h. die Herrin des Hauses. („Frau" ist verwandt mit einem altdeutschen Worte „M," welches „Herr" bedeutet; es findet sich noch in „Fronleichnam" — Leichnam des Herrn, in „frönen" — einem Herrn dienen, in „Fronveste" — Herrenburg.) Durch Verheirathung wurde der Sohn der väterlichen Vormundschaft ledig, er wurde frei; darum nannte man das Heirathen selbst „Freien." — Die Verlobung erfolgte in öffentlicher Volksversammlung, die man „Mal" nannte; daher schreibt sich der Ausdruck „vermählen." — Als Mitgift brachte der Mann der Frau ein Paar Stiere, ein gezäumtes Pferd und Waffen zu. Damit wollte man andeuten, daß die Frau des Mannes Gehilfin in der Arbeit und Anstrengung, seine treue Genossin in Freude und Leid sein solle. Es fehlten aber neben diesen Licht- auch die Schattenseiten nicht. Als schlimme Eigenschaften der alten Germanen werden uns genannt: Trägheit (— die Lieblingsbeschäftigung freier Männer war Krieg und Jagd; das Hauswesen besorgten die Frauen; den Ackerbau überließ man den Sklaven. Wenn nicht Krieg oder Jagd sie in Anspruch nahm, lagen die Männer müsfig auf der weichen Haut des erlegten Bären; daher der Ausdruck, „auf der faulen Bärenhaut liegen," —) Spielfucht (— man spielte mit Würfeln, und die Leidenschaft des Spiels ging so weit,_ daß der Deutsche nicht selten Hab und Gut, Weib und Kind, zuletzt die eigene Freiheit verspielte; ruhig ging dann nach unglücklichem Wurf der Verlierende in die Knechtschaft und wurde der Leibeigene des andern. —) Trinksucht (— getrunken wurde Gerstensaft, also eine Art Bier, und Meth, eine Mischung aus Wasser und Honig —) und Streitsucht (—die Festgelage arteten häufig in wilden Streit und Kamps aus und „endeten seltener mit Schmähreden als mit Wunden und Tod"). 6. Das Volk bestand aus Freien und Unfreien. Freie mit großem Besitz oder mit großem Ansehen hießen Edelin ge (—Adlige). Diese edlen Freien waren zumeist die Nachkommen der Männer, unter.deren Führung einst die Deutschen die lange Wanderung aus dem fernen Asien bis in die neue Heimath zurückgelegt oder welche sich in den Kämpfen der Einwanderer mit den bisherigen Bewohnern als Kriegsführer ausgezeichnet oder sonst verdient gemacht hatten. Die übrigen Freien waren die Gemeinfreien 1*

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 59

1880 - Halle : Anton
59 gen — jemand aus dem Sattel heben, auf den Sand setzen — mit offenem Visir kämpfen — einen über den Haufen rennen :c.). 7. Durch die Kreuzzüge gelangte das Nitterthum zur höchsten Blüthe. Galt es doch, für eine heilige Sache zu streiten und allerlei Abenteuer zu bestehen. Es bildeten sich sogar sogenannte Ritterorden (— Rittergesellschaften, Ritterverbindungen), die es sich zur Aufgabe machten, gegen die Ungläubigen zu kämpfen, die christlichen Pilger zu schützen und die Kranken zu pflegen.. Später, nach der Mitte des 13. Jahrhunderts, sank der Ritter stand. Viele der Ritter gewöhnten sich an ein Räubcrleben; sie lebten vom „Stegreif" (= Steh-greif; sie standen gleichsam auf der Lauer, um zuzugreifen). Von ihren Burgen herab, die sie an den Usern schiffbarer Flüsse oder an den Seiten belebter Straßen erbauten, überfielen sie die vorüberziehenden Wanderer, besonders die Kaufleute mit ihren Waarenzügen. Die Waaren wurden geraubt, die Kaufherren aber als Gefangene in das Burgverließ (— das dumplige, modrige Erdgeschoß des Wartthurms) geschleppt, bis sie sich mit schwerem Gelde lösten. Ii. Das Mönchswesen. 1. Iu den ersten Jahrhunderten de'r christlichen Kirche hatten die Bekenner der neuen Religion harte Verfolgungen auszustehen. Um denselben zu entgehen, zogen sich viele C.hristen in einsame Gegenden und Einöden zurück. Später thaten andere dasselbe, weil sie sich einbildeten, fern von dem Geräusche und den Versuchungen der Welt Gott besser dienen und somit größere Frömmigkeit erlangen zu können. Man nannte diese Leute Einsiedler oder Eremiten. Nicht selten erfanden einzelne Schwärmer dazu noch allerlei unsinnige Selbstpeiniguugen; so brachte einer — man nannte ihn den Säulenheiligen — 30 Jahre auf einer Säule stehend ohne Obdach zu. Allmählich thaten sich diese Einsiedler zu Vereinen zusammen: sie wohnten in gemeinsamen Gebäuden nach einer gemeinsamen Lebensregel bei einander. Die einem solchen Vereine Angehörigen nannte man „Mönche", d. H. Einsamlebende; ihre Wohnung hieß „Kloster"; der Vorsteher eines solchen Klosters aber führte den Namen „Abt" (— von „Abba" — Vater). Auch Frauen wählten nicht felten eine ähnliche Lebensweise; sie hießen dann „N o n n e n", ihre Vorsteherin wurde „A e b t i s s i n" genannt. 2. Ursprünglich entstand dieses Kloster- und Mönchswesen im Morgenlande; gar bald aber verbreitete es sich auch nach Europa, und im Mittelalter gewann es die größte Ausdehnung; ein Kloster zu stiften, galt damals als ein besonders verdienstliches Werk. Es bildeten sich sogenannte Mönchsorden; die, welche einem solchen Orden angehörten, richteten sich alle nach einer gewissen

9. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 68

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
68 Von bm alten Germanen. gewhrten Luken in der Wand der Luft und dem Lichte Eintritt, aber im Winter wurden die ffnungen verstopft; der brennende Kienspan erhellte die dstre Halle, und das prasselnde Herdfeuer durchwrmte sie. * Die Germanin. Im Hause schaltete die Frau. Fr sie gab es alle Hnde voll zu tun: sie erzog die Mdchen und die kleinen Knaben, während sich die groen, mit den Waffen in der Hand, in Wald und Wiese tummelten; dazu wies sie die Dienstboten zu allerhand Verrichtungen an: da mute ein Knecht aus Honig den sen Met oder aus Hopfen und Gerste Bier bereiten, eine Magd Getreidekrner zwischen glatten Steinen zer-mahlen, eine andre Brot backen, eine dritte das Feuer schren und Wild-bret am Spiee braten, eine vierte Flachs spinnen. Ihrem Manne war die Germanin eine treue Gehilfin: er fragte sie um Rat in wichtigen Dingen, und ihre verstndigen Worte galten viel. Allenthalben begegnete ihr der Mann mit hoher Achtung; von manchen Frauen glaubte man, da sie den Willen der Götter verknden und weissagen knnten. Nicht selten zog die Germanenfrau mit in den Krieg, feuerte die Entmutigten zu neuem Kampfe an und pflegte die Verwundeten. Der Germane. Der Germane kmmerte sich nicht um die Ttigkeit in Haus und Hof. Er war ein freier Mann, seiner war alle Arbeit unwrdig; die mochten die Unfreien verrichten, die waren ja zum Arbeiten da. Er ging mit andern freien Mnnern hinaus in den Wald. Dort jagte er den stark gehrnten Ur und den zottigen Wisent, erlegte den plumpen Elch und den flinken Hirsch, prschte auf Bren und Wlfe und manch andres Wild. Am liebsten war dem Germanen der Krieg. Keule und Steinaxt, Speer und Schwert sowie ein hlzerner Schild waren seine Waffen. Mit wildem Schlachtgefange zog er in den Kampf, seinem Fhrer nach, dem er Treue bis zum Tode gelobt hatte. Der Tod von Feindes-Hand schreckte ihn nicht; denn den Gefallnen trugen Gtterjungfrauen hinauf zu den Wonnen Walhallas, so hatte man ihn in seiner Jugend gelehrt. Ruhten die Waffen, so lag der Germane daheim auf der Bren-haut". Zuweilen besuchten ihn die Nachbarn, da ergtzte man sich am Wrfelspiel und trank aus groen Hrnern sen Met oder schumendes Bier. Oft wurde in Spiel und Trunk des Guten zuviel getan.

10. Geschichte für sächsische Schulen - S. 3

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 3 — 1 die Vermählung. Verwandte und Freunde bildeten dabei einen Ring um das Brautpaar. Dann richtete der Vater an beide die Frage, ob sie als Mann und Weib miteinander leben und sch treu sein wollten. War das bejaht, so wurde ein Hammer — das Wahrzeichen Thors — auf die Knie der Braut gelegt, und darüber reichte sich das Paar die Hände. Hierauf übergab ein Jüngling, der während der Feier mit einem Schwerte neben der Braut gestanden hatte, das Schwert dem Bräutigam. Damit sollte angedeutet werden, daß die Braut nun aus der „Munt" (Schutz, daher „Vormund") des Vaters entlassen und in die Munt des Gemahls gegeben sei. War nun die Braut Hausfrau geworden, dann leitete sie das ganze Hauswesen. M.t den Knechten und Mägden bestellte sie das Feld, im Winter spann und webte sie mit den Mägden leinene Gewänder. (Ein Spinnrad gab es noch nicht. Statt dessen benutzte man die einfache Spindel oder Kunkel.) 9. Erziehung. Ihre Kinder suchten die Germanen von früh auf abzuhärten. Verweichlichung duldete weder Herr noch Knecht. Das neugeborene Kind wurde dem Vater zu Füßen gelegt. War es gesund, so hob er es auf, wenn nicht, so wurde es im Walde ausgesetzt. Der Knabe badete fleißig. Die meiste Zeit brachte er hütend unter dem Vieh zu. Oft auch begleitete er den Vater auf der Jagd. Bei den Jünglingen war der Schwerttanz beliebt. Zwischen Schwerter- und Lanzenspitzen tanzten sie nackt umher und erwarben sich so den Beifall des zuschauenden Volkes. War der Jüngling dem Knabenalter entwachsen, so wurden ihm in der Volksversammlung in feierlicher Weise von einem Edeln oder vom Vater Schild und Speer überreicht. Das war für ihn der wichtigste Tag se nes Lebens. Von nun an waren Waffen seine steten Begleiter. Mit ihnen erschien er in der Volksversammlung, bei ihnen schwur er seine Eide. 10. Totenbestattung. Über die Begräbnisweise unserer heidnischen Vorfahren belehren uns die Urnen und Aschenkrüge, die man an vielen Orten ausgegraben hat. Nachdem der Tote gewaschen und gekämmt war, legte man ihn auf den Scheiterhaufen und verbrannte ihn. Die Asche wurde meistens in eine Urne getan und diese dann mit einem Erdhügel überschüttet oder in einer ' Art Steinkammer unter einem Hügel beigesetzt. Beim Tode des Hausherrn tötete man auch sein Roß und seinen treuesten Knecht und verbrannte sie mit ihm. Das war für den Knecht die höchste Ehre, da er nur im Gefolge seines Herrn in die Walhalla gelangen konnte. Auch die Frau tötete sich in der Regel beim Tode ihres Mannes, um ihm ins Jenseits folgen zu können. 2. Staatliches Leben. 1. Stände. Das Volk bestand aus Freien und Unfreien. Zu den Freien gehörten die Besitzer von Grund und Boden, zu den Unfreien die Hörigen und Leibeigenen (Sklaven). Die Hörigen erhielten von einem Freien einige Äcker Landes zur Bewirtschaftung und mußten ihm dafür Hand- und Spanndienste (Frondienste) leisten. Die vornehmsten Geschlechter bildeten die Adeligen oder Edelin ge. Sie zeichneten sich vor anderen Freien durch ihren großen Besitz aus und standen in hohem Ansehen. 2. Staatsverfassung. Die Grundlage des Staates bildete d:e Sippe, eine Vereinigung von Blutsverwandten. Die Sippengenossen wohnten zusammen, 1*
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TM Hauptwörter (200)200

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